Interview: Auf Bewährung über das Force Attack „die beste Zeit des Jahres“
Im letzten Jahr haben wir uns bereits bemüht rund um die Geschehnisse des Force Attacks zu berichten. Auch dieses Jahr haben wir uns dieser Aufgabe angenommen. Damit ihr nicht auf allen Portalen mitlesen müsst und trotzdem alle Informationen habt. Im Rahmen der Berichterstattung hatten wir nun die Möglichkeit mit Archi von Auf Bewährung über das Force Attack zu sprechen. Er war bereits letztes Jahr vor Ort und plant auch dieses Jahr wieder dem Force Attack einen Besuch abzustatten.
Auf Bewährung ist eine politische Punk Rock Band aus Leipzig, Berlin und Rostock. Zusammengefunden haben sich die vier Jungs im Winter 2005/2006. Nach einigen Konzerten in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern haben sie 2008 ihre Demo-CD „Pogo & Gesang“ aufgenommen. Anschließend folgten ihre Alben „Sturmwarnung“ (2009) und „Schnauze Voll!“ (2012). Auf Bewährung stehen für antifaschistischen Punk Rock aus Norddeutschland.
Nun zum Interview:
Könnt ihr kurz schildern wie ihr das Force Attack im letzten Jahr wahrgenommen habt?
„Das Force Attack 2012 haben wir, im Gegensatz zum (scheinbaren) Konsens im Internet, als sehr angenehmes Festival im Gedächtnis. Klar, kein Force Attack, wie man es kannte, aber eben trotzdem „die beste Zeit des Jahres“. Auf ein Minimum reduziert und trotzdem oder grade deswegen 100% Punkrock.“
Wann fiel die Entscheidung, dass ihr aufbrecht? Oder gab es nie Zweifel daran?
„Es gab tatsächlich NIE Zweifel daran. Ich fahre seit 2004 zum Force Attack und habe kein Jahr ausgelassen. Es ist eine Art Tradition. Freunde verabschiedet man mit der Floskel „Wir sehen uns dann auf dem Force Attack“ und so war es und so ist es. Als es dann noch hieß, dass es eventuell auch bandtechnisch Engpässe geben sollte, haben wir uns direkt angeboten, einzuspringen, dass es dazu nicht kam, war mehr als schade, aber umso besser, dass die Leute dann z.T. doch noch die Bands sehen konnten, wegen der sie angereist sind.“
In diesem Jahr wart ihr die erste Band die sich selbst bestätigt hat. Wie kam es dazu?
„Wir wurden schon letztes Jahr auf dem Festival von Mitverantwortlichen angesprochen. Eben weil wir uns ja als „Ersatzband“ angeboten haben und da das Force Attack auch ein Stück weit „unser Festival“ ist, bestand da gar keine Frage. Ausserdem ist das ein wichtiger Punkt auf unserer To-Do-Liste. Hehe!“
Hattet ihr bisher schon Kontakt zu dem Veranstalter oder der Veranstaltungsgruppe? Vielleicht könnt ihr auch das Geheimnis lüften ob es sich nun um Imre als Veranstalter handelt oder es sich doch um eine Konzertgruppe handelt?
„Also, wer letztes Jahr beim Force Attack war, der weiß, dass es von einer freiwilligen Gruppe gestemmt wurde, die eng mit Imre zusammengearbeitet hat. Dieses Konzept gilt offensichtlich auch für dieses Jahr. Wir haben demnach Kontakt zu Einzelpersonen aus der Gruppe, die sich mit Imre zusammen um das Booking und die Organisation kümmern.“
Das Force Attack hat bisher noch keinen neuen Platz präsentieren können und in Stavenhagen ist vermutlich mit einer starken Polizeipräsenz zu rechnen. Habt ihr schon Informationen über das neue Gelände? Wärt ihr bereit die Konfrontation mit den Ordnungkräften einzugehen?
„Konfrontation ist Punk. Aber mal im Ernst, letztes Jahr ist auch alles gut gegangen, niemand wurde (ernsthaft) verletzt und ich glaube, dass so gut wie niemand bereut, dort gewesen zu sein. Zum neuen Gelände haben wir keine Informationen. Es soll in der Nähe von Rostock sein, das genügt uns als Anhaltspunkt.“
Wie steht ihr zu der Aussage “Original Underground. Nix Rentnerbands… “?
„Das ist ja fast eine Grundsatzdiskussion. Ich liebe die alten Bands wie SLIME, DRITTE WAHL etc., aber ich find es ätzend, dass manche Festivals NUR auf solche Acts bauen. Eine gesunde Mischung muss her. Wir sind ja nun auch nicht mehr „Underground“, du kannst dir unsere Mucke auf youtube reinziehen und bei unserem Tourplan besteht sogar die Möglichkeit, dass wir dieses Jahr bis auf 100km an dein Heimatkaff rankommen. Jedoch bzw. grade deshalb sind wir keine „Rentnerband“, die nur zu den großen Festivals mal wieder auf der Bühne steht und 3-4 Clubshows spielt, damit auch ja alle kommen, die sie sehen wollen und sie nicht 20 Shows vor halbleeren Hallen spielen.„
Wie seht ihr die Entwicklung des Force Attacks? Letztes Jahr war es ein scheinbar reines Chaos und auch dieses Jahr droht ein ähnliches Szenario. Hätte man besser einen Schlussstrich ziehen sollen und dann in ein paar Jahren den geordneten Neuanfang wagen sollen?
„Also, und das ist meine persönliche Meinung, ich hätte das Festival letztes Jahr ausfallen lassen, Karten zurück oder gültig für dieses Jahr und dann im kleineren Rahmen ein cooles Force Attack 2013 gestartet. Ich hab jedoch keinen Einblick hinter die Kulissen, inwiefern man (evtl. auch finanziell) „gezwungen“ war, das Ding letztes Jahr über die Bühne zu bringen, mal abgesehen vom Frust gewisser Leute, wenn es NICHT stattgefunden hätte und dem bürokratischen Aufwand von Ticketumtausch etc.“
Wie weit ist es noch Punk bzw. vertretbar wenn Bands gebucht werden aber dann nicht wissen ob das Festival überhaupt stattfindet? Oder auf ihren Kosten sitzen bleiben?
„Da kann ich nur für uns sprechen: Wir sind keine Amerikanische Band wie ANTI-FLAG, wo Tourplan, Flüge, Miete für Equipment etc. dran hängt. Was hat eine deutsche Band schon zu verlieren? Wir sind auch schon 4 Stunden zu anderen Konzerten gefahren, wo der Veranstalter sich das letzte Mal 3 Monate vorm Konzert (wenn überhaupt) gemeldet hat und wo es dann vor Ort hieß: „Sorry, ihr könnt nur noch 3 Songs spielen, weil das Ordnungsamt Stress macht und für die Spritkohle reichts auch nicht, ich hab nur diesen Fuffi“ – das ist eben Punk und nicht das große Rock’n’Roll-Showgeschäft. Das kannst du als Band nicht jedes Wochenende machen, das ist auch klar. Zurück zum Force Attack, dort war es GENAU SO: keine Meldung vom Veranstalter, ausser die witzigen facebook-posts und Chaos vor Ort. Letztendlich war keine Band gezwungen dort hinzufahren und Bands von Übersee, die auf Tour waren und den Gig BRAUCHTEN, die haben auch gespielt. Aber im Idealfall hast du ein geiles Konzert, bekommst zwar keine „Gage“ sondern nur Spritgeld und bist in der Nahe der Ostsee. Ist doch auch was Schönes!“
Das ist doch ein schönes Schlusswort 🙂 Vielen Dank für deine Zeit und für das Interview.
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